Melitta, 64 Jahre

„Alles Bestens“ - dies war das Ergebnis der jährlichen Kontrolluntersuchungen bei meinem Frauenarzt. Ich fühlte mich gesund und vital bis sich eines Tages eine kleine Irritation zeigte und ich sofort meinen Frauenarzt anrief (nicht erreichbar).
Meine beiden anderen Terminanfragen bei den hiesigen Frauenärztinnen scheiterten ebenfalls (bin nicht erreichbar, ….suchen sie sich jemand anderen, wir haben keine Zeit). Also hieß es warten….
Tage später hatte mein Gynäkologe Dienst. Auch dieser lehnte zunächst einen sofort Termin ab, aber ich fuhr trotzdem in seine Ordination und dachte mir, auch wenn ich 10 Stunden warten muss, ich bleib!
Ich war sehr nervös, ich hatte kein gutes Gefühl und dann doch wieder Hoffnung, alles ist gut!
Nach der gynäkologischen Untersuchung („schaut nicht gut aus“) bekam ich eine Überweisung zur nachmittäglichen Untersuchung ins Krankenhaus.
Nach langer Wartezeit erfolgte nun die Erstuntersuchung in der Krankenhaus -Ambulanz. Diese Untersuchung war sehr unpersönlich und kalt. Der anwendende Arzt sprach kaum ein Wort mit mir. Zur genaueren Diagnose wurde ich eine Woche später zur stationären Aufnahme bestellt, da wäre dann auch ein Bett für mich reserviert.
Nichts war für mich und meine Familie schlimmer als diese Woche der Ungewissheit, Angst und Hoffnung.
Wie vereinbart kam ich dann frühmorgens ins Krankenhaus, Anmeldung, warten, warten…
Endlich Untersuchung durch den diensthabenden Arzt.
Auf meine Frage nach der Diagnose bekam ich zur Antwort: “ Was woll`n s den, sie haben Krebs“ (so lapidar und grinsend, als hätte ich mir den kleinen Finger angeknackst).
Ich war so geschockt. Es war wie ein Tsunami, der mich in eine tiefe Schlucht riss.

Daraufhin schickte man mich in den Aufenthaltsraum, dort musste ich es meinen Mann sagen, der voll besorgt auf mich gewartet hat.
Wir zwei saßen 4 Stunden alleine da, voll geschockt, es kam kein Arzt, es gab kein Gespräch….
Verzweifelte Gedanken schwirrten durch unsere Köpfe.
Es folgte dann das übliche Aufnahmegespräch.
Bei der Visite sagte man mir, das die vorgesehenen Couretage abgesagt wurde, warum, wieso - es gab keine Erklärung.
Offensichtlich hatte sich das im Kollegium nicht herumgesprochen, denn kurze Zeit später kam der Narkosearzt um mit mir das Aufklärungsgespräch zu führen. Er war stocksauer…..
Für den nächsten Tag war eine CD vorgesehen. Also ab 22.00 Uhr nichts essen, nichts trinken. Um 10.00 Uhr vormittags fragte ich dann bei einer Pflegekraft nach ob man mich wohl vergessen hätte. Sie sagte mir, die CD wäre abgesagt. warum, wieso, weshalb – wieder keine Erklärung durch die Ärzte!
Ich hatte 4 Tage lang, jeden Tag die gleiche gynäkologische Untersuchung, jedoch immer von einem anderen diensthabenden Arzt. Ein aufklärendes, erklärendes und schon gar nicht ein verständnisvolles Gespräch gab es von keinem dieser Ärzte.
Mehrmals baten mein Mann und ich um ein ärztliches Gespräch. Es gab so viele Fragen, so viel Unsicherheit, besteht eine Überlebenschance?
Die Schwesternschülerin antworte nur genervt sie hätte meine Bitte ohnehin weitergeleitet. Um 22.00 Uhr abends wurde mir ausgerichtet, die Ärztin hätte jetzt (!) Zeit.
Diesen unerträglichen Zustand nicht mehr akzeptierend, tätigte mein Mann einen telefonischen Hilferuf ins Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Der Erstkontakt mit der Assistentin von Primar Hefler war sehr empathisch und kompetent und es wurde volle Unterstützung und Hilfe angeboten.
Nach vier Tagen reichte es mir. Ich verlies dieses Krankenhaus und hatte zwei Stunden später einen Untersuchungstermin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz.
Primar Hefler führte mit meinen Mann und mir ein sehr einfühlsames aufklärendes Gespräch mit dem klaren Hinweis auf die Schwere der Krankheit. Jetzt erst wurde mir die ganze Tragweite bewusst.
Ohne die große Liebe meiner Familie, meiner Tochter die so gute, tröstende Gespräche mit mir führte und meinem Mann, der tagtäglich stundenlang an meinen Bett saß und mir vieles in dieser schweren Zeit abgenommen hat, hätte ich es nicht geschafft.
In den ersten Wochen war ich nicht fähig, mit jemand aus dem Freundeskreis über meine Krankheit zu sprechen. All das hat mein Mann für mich übernommen.
Verständnis für meine „Sprachlosigkeit“ hatte nicht viele, es folgte der Rückzug von jahrelangen Freunden, es kamen gutgemeinte („positiv Denken“) aber auch sinnlose Ratschläge, neugierige Fragen….
Aber es entstanden auch wunderbare und innige Freundschaften, ganz viel Hilfe und Verständnis. Sie gaben mir die Ruhe, die Kraft und die notwendige Zeit die ich brauchte.
Die kompetente, herzliche empathische Behandlung von allen Ärztinnen und Ärzten und dem gesamten Pflegepersonal der Onkologischen Abteilung unter der Leitung von Primar Hefler, half mir das Vertrauen in die eigene Gesundung zurück zu gewinnen, es aufzubauen und das Kommende anzunehmen. Jede meiner/unserer Fragen wurde beantwortet, es gab Zuversicht und Hoffnung.
Es folgten mehrere Operationen, dazwischen 5 Wochen Chemotherapie mit all den Nebenwirkungen wie Haarausfall usw.
Nach der letzten, großen Operation und ein paar Tagen auf der Intensivstation hatte ich mich auf der onkologischen Abteilung soweit erholt, dass ich einen Tag vor Weihnachten heimgehen durfte. Ich hab mich so gefreut!
Es folgten 3 Wochen der Erholung und Entspannung, dann war der Termin zur Befundbesprechung.
Vom Ärztegremium wurde vorgeschlagen dass ich mich nochmals einer Chemotherapie zusammen mit einer Strahlentherapie unterziehen sollte. Wieder ein Tiefschlag! 5 Wochen täglich die Fahrt zur Bestrahlung, dazwischen immer wieder Chemotherapie.
Die Diagnose Krebs, die Chemo und die Strahlentherapie sind körperlich und seelisch sehr belastend. Mein Immunsystem war am Boden.
Dank Frau Primarius Dr. Gattringer durfte ich an dem Pilotprojekt „Ambulante Reha“ teilnehmen. So kam ich langsam wieder zu Kräften.
2 Jahre nach Beendigung der Behandlungen absolvierte ich eine dreiwöchige Rehabilitation in Bad Erlach. Es war eine Wohltat für Körper und Seele. Eine Wiederholung dieser Onko - Reha wurde mir leider verweigert.
Neben den regelmäßigen gynäkologischen Untersuchungen und Blutuntersuchungen erfolgte heuer der nächste Schock. Ein Tumormarker war extrem erhöht!
Dankenswerterweise wurde sofort eine neuerliche PET – CD Untersuchung im Krankenhaus durchgeführt. Entwarnung!!! Es stellte sich heraus, dass ein Fehler bei der Lagerung, beim Transport oder im Labor die Ursache für diese Fehldiagnose war.
Gebärmutterhalskrebs kann durch Human Papillomaviren (HPV) verursacht werden.
All die physische und psychische Belastung, viel Schmerz und Leid wären meiner Familie und mir erspart geblieben, hätte es „zu meiner Zeit“ bereits eine HPV- Impfung gegeben. Nun gibt es sie und sie wird für Mädchen und Buben im Schulimpfprogramm empfohlen und bezahlt.
Ich kann nur jeder Frau und auch jedem Mann empfehlen und allen Eltern nur raten, diese vorbeugende Impfung – insbesondere im Kindesalter – durchzuführen und diese Chance zu nützen.
Ich hatte sie nicht! Ich hatte keine Wahl!
Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie gesund.
(Name der Redaktion bekannt).